In der Anlage finden Sie die Darstellung der 35 Haltestellen mit 70 Haltepunkten, die im laufenden Jahr mit taktilen Bodenplatten versehen oder für die bessere Zugänglichkeit mobilitätseingeschränkter Fahrgäste zusätzlich weitreichend umgebaut werden: Die diesjährigen Schritte der KVG zur „vollständigen Barrierefreiheit“ im Kasseler ÖPNV (Grafik: KVG AG).

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Blindenleitsysteme oder Komplettumbau für 35 Haltestellen

Schritte zur „vollständigen Barrierefreiheit“ im Kasseler ÖPNV

Arbeiten im laufenden Jahr im gesamten Stadtgebiet    

Kassel, 29. März 2023. Gut auffindbare Haltestellen und der ebenerdige Einstieg in Bus oder Bahn bieten nicht nur mobilitätseingeschränkten oder in ihrer Sehkraft beeinträchtigten Fahrgästen der KVG viele Vorteile. Um die gesetzlich vorgeschriebenen Kriterien der „vollständigen Barrierefreiheit“ zu erfüllen, muss sie, wie alle bundesdeutschen ÖPNV-Unternehmen, noch ein gutes Stück Weges zurücklegen. Im laufenden Jahr stehen dazu Arbeiten an 35 Haltestellen im Programm. 

Die meisten der 35 Haltestellen mit 70 Haltepunkten erhalten in den nächsten Monaten zunächst taktile Bodenindikatoren, damit sie von blinden oder in ihrer Sehkraft beeinträchtigen Fahrgästen besser ertastet werden können. Davon elf Haltestellen werden zusätzlich umfangreich umgebaut, indem sie auch mit verbesserten barrierefreien Zugängen und Überwegen ausgestattet werden. Dabei handelt es sich um die Haltestellen Heinrich-Plett-Straße, Helleböhn, Kaulbachstraße, Kirchweg, Reuterstraße, Rhönplatz, Sandershäuser Straße, Teich- und Waldmannstraße, Walter-Schücking-Platz und Wilhelmstraße. Während der Umbauarbeiten werden die Haltestellen für die Fahrgäste zumeist zugänglich bleiben. 

Vier in einer „Arbeitsgemeinschaft“ zusammengeschlossene Tiefbaufirmen werden die Arbeiten für die KVG ausführen. Von April bis zum Wintereinbruch werden die Mitarbeiter dieser Firmen im Kasseler Stadtgebiet im Einsatz sein. 

Auffindbarkeit, Zugänglichkeit und Nutzbarkeit für sehbehinderte und blinde Menschen sind neben der Reduzierung von Stufe und Spalt zwischen Haltestelle und den Fahrzeugtüren Merkmale einer barrierefreien Haltestelle. Die KVG hat das Nachrüstungsprogramm aufgesetzt, um dies für Haltestellen mit einer hohen Nachfrage, einer hohen verkehrlichen oder infrastrukturellen Bedeutung wie etwa vor Krankenhäusern, Behörden, touristischen Ausflugszielen oder an Schwerpunkten, an denen viele Menschen mit einer Behinderung einsteigen herzustellen, zu erreichen. Die dafür notwendigen Investitionen von rund 1,5 Millionen Euro bezuschusst das Land Hessen mit 85 Prozent der förderfähigen Kosten. Das Haltestellenprogramm ergänzt das diesjährige Investitionspaket von mehr als 11,5 Millionen Euro der KVG für zum Beispiel den Austausch von Gleisen und Weichen und läuft auch parallel zu den Baustellen wie etwa am Lutherplatz, dem Altmarkt und in der Leipziger Straße, am Auestadion und in der Wendeschleife Kaufungen-Papierfabrik.

Die Bauarbeiten an den in diesem Jahr zunächst 70 der insgesamt 550 Bus- und 206 Straßenbahnhaltepunkte in 362 Haltestellen im Stadtgebiet sind ein weiterer Schritt hin zur „vollständigen Barrierefreiheit“ im Kasseler ÖPNV. 

Um diese Anforderung schrittweise umsetzen zu können, hatte die KVG im vorigen Jahr ein Regiebuch zunächst für die Kasseler Bushaltestellen erarbeitet. Darin wurde der Status erfasst und Zeitpläne für die 172 noch nicht den Anforderungen entsprechenden Bushaltestellen entwickelt. 52 Bushaltestellen werden nach aktuellem Stand nicht umgebaut,

weil sie im Linienverkehr zum Beispiel selten genutzt oder nur von Anrufsammeltaxen (AST) bedient werden.

Demnächst konzipiert die KVG auch eine Regiebuch für das Erreichen der „vollständigen Barrierefreiheit“ im Straßenbahnbereich. Hier ist der Aufwand deutlich höher und kostenintensiver. So müssen in mehr als 200 Haltestellen die Bereiche erhöht werden, an denen sich die Klapprampentür einer Bahn befindet. Auch die Klapprampentüren der Straßenbahnen müssen an die neuen Höhen und Abstände zu den Bahnsteigen angepasst werden. Wenn alle bis zu 40 neuen Straßenbahnen, die noch in diesem Jahr bestellt werden sollen, in Betrieb genommen worden sind, werden auch die weiteren Bereiche der Straßenbahnhaltestellen erhöht.  

Für die „Vollständige Barrierefreiheit“ im Kasseler ÖPNV sind bis zum Abschluss des Gesamtprojekts Investitionen von etwa 79 Millionen Euro kalkuliert.