Kassel, 27. Mai 2024. Mitdenken, Mitreden, Mitgestalten: Unter diesem Motto hatte sich Ende 2013 der ehrenamtliche Fahrgastbeirat der KVG konstituiert. Jetzt, rund zehn Jahre später, feierten die 24 Mitglieder ihr „Jubiläum“ im Betriebshof Sandershäuser Straße mit einer Fahrt in einem der neuen vollelektrischen Busse der KVG und informativen Führungen rings um das Thema E-Busse.
Die Liniennetzreform der KVG, die Baustellen in der Stern-Kreuzung und der Königsstraße, die Bestellung neuer vollelektrischer Busse und neuer Straßenbahnen, die Ausgestaltung von Haltestellen, 125 Jahre Kasseler Nahverkehr, die Besonderheiten des RegioTram-Systems: Mit diesen und zahlreichen weiteren Themen rings um den Kasseler ÖPNV haben sich die Mitglieder des Fahrgastbeirates der KVG in den zehn Jahren ihres Bestehens beschäftigt.
Silke Gerke vom Sprecherteam des Fahrgastbeirats betonte in der kleinen Feier im KVG-Betriebshof Sandershäuser Straße, dass der Austausch mit der KVG „immer äußerst informativ“ war. „Die zahlreichen Gespräche und Diskussionen mit uns und Vertretern des Unternehmens trugen dazu bei, dass wir als Fahrgäste die komplexe Organisation des ÖPNV viel besser verstehen und Entscheidungen, die wir zunächst kritisch betrachtet haben, einordnen können.“
„Dennoch ziehen sich einige Kritikpunkte wie ein roter Faden durch unsere Sitzungen“, ergänzte Wolfgang Schmidt, der zweite im Sprecherteam. „Dazu gehören insbesondere die Informationen der Fahrgäste bei Störungen im Betrieb. Das sollte besser laufen. Wir sind jedoch dankbar, dass die KVG uns seit zehn Jahren die Chance bietet, immer wieder auf wunde Punkte hinzuweisen, und uns vor wichtigen Entscheidungen wie der Beschaffung neuer Fahrzeuge, aktiv beteiligt.“
„Aktuell fokussieren wir uns auf Schwachstellen bei den Echtzeitdaten der Fahrgastinformation, auf notwendige Verbesserungen bei Fahrzeiten und der Anschlusssituation insbesondere im Abend- und Sonntagsverkehr sowie auf die Fahrplangestaltung beim Betrieb während Baustellen- und Umleitungsphasen“, berichtete das Sprecherteam weiter.
„Fahrgastbeirat und KVG, das ist win-win“, erklärte Heiko Lindner, Leiter des Bereichs Vertrieb und Marketing, bei dem die Unterstützung des Kundengremiums organisatorisch angesiedelt ist. „Aufgabe des Beirates ist es, uns durch Anregungen und Diskussionen wichtige Impulse zu geben für die Weiterentwicklung des ÖPNV, und das gelingt ihnen.“
Auch wenn manche Themen vor allem aufgrund der knappen Finanz- und damit auch Personalausstattung der KVG nicht einfach und schnell zu lösen seien, ist es für die KVG bereichernd zu erfahren, welche Themen aus Kundensicht besonders drängen. „Wir hoffen deshalb auf viele weitere Jahre couragierte, engagierte und konstruktive Zusammenarbeit,“ äußerte Lindner abschließend.
Die Zehnjahresfeier im KVG-Betriebshof Sandershäuser Straße bot nicht nur einen Rückblick auf die Arbeit des Fahrgastbeirates und sein Zusammenwirken mit der KVG. Mit den E-Bussen lenkte die KVG das Augenmerkt auch auf ein Zukunftsthema: Die KVG hat im April den Fahrgastbetrieb ihrer ersten zwölf vollelektrischen Linienbusse gestartet – als ersten Schritt zu einer vollständigen emissionsfreien Umstellung ihrer aus 80 Fahrzeugen bestehenden Busflotte.
Die KVG ist mit jährlich mehr als 48 Millionen Fahrgästen größter ÖPNV-Dienstleister in Hessen. Mit ihren mehr als 800 Beschäftigten sorgt sie an 365 Tagen im Jahr für den Betrieb auf acht Straßenbahn-, 16 Bus-, drei RegioTram- sowie sechs AnrufSammelTaxi (AST)-Linien. Seit Herbst 2022 bietet sie darüber hinaus On-Demand-Verkehr („Schaddel“) mit vollelektrischen Kleinbussen ab Mitternacht bis zum frühen Morgen im Stadtgebiet Kassel sowie tagsüber in den beiden Kasseler Gewerbegebieten Langes Feld und Industriepark Waldau.
Hintergrundinformationen und chronologischer Rückblick:
Der Fahrgastbeirat (FGBR) der KVG besteht aus 24 ehrenamtlichen Mitgliedern, jeweils zu Hälfte Fahrgäste aus Kassel und dem Tarifgebiet KasselPlus sowie Vertreterinnen und Vertreter von Kasseler Institutionen, Organisationen und Verbänden, darunter dem AStA der Universität Kassel, dem Verkehrsclub Deutschland (VCD), dem Fahrgastverband Pro Bahn und Bus, Beiräten der Stadt Kassel, den Citykaufleuten Kassel, dem Stadtschülerrat. Die Mitglieder des Gremiums treffen sich in Arbeitsgruppen sowie mehreren Gesamtplenumssitzungen mehrmals im Jahr. Bei den Gesamtsitzungen sind Vertreterinnen und Vertreter der KVG eingeladen, um zu den vom FGBR eingebrachten Tagesordnungspunkten zu informieren und sich auszutauschen. In Sondersitzungen widmen sich FGBR und KVG speziellen Einzelthemen.
Der FGBR der KVG wird analog zu den Hessischen Kommunalwahlen neu gewählt, er handelt eigenverantwortlich und selbstbestimmt.
2013: In ihrer konstituierenden Sitzung wählen am 4. Dezember die Mitglieder des Fahrgastbeirates Hanna Zimmermann zu ihrer Sprecherin und Sascha Rahn zu ihrem Stellvertreter. Beide stammen aus Kassel. Darüber hinaus verabschieden die 24 Mitglieder die Satzung des neuen Gremiums.
2014: Die erste in einer Reihe von Sondersitzungen steht auf dem Programm. Bei der Premiere im Juni 2014 bildet die in einem Erstentwurf vorliegende Liniennetzreform der KVG den thematischen Schwerpunkt.
2015: Im September veröffentlicht der Fahrgastbeirat seine erste Pressemitteilung. Darin erklären die Mitglieder ihre Unterstützung für den Verbleib der Trams in der Königsstraße. Hintergrund sind öffentliche Diskussionen, die zentrale Einkaufs- und Flaniermeile Kassels ohne Straßenbahn zu gestalten.
2016: Hanna Zimmermann wird als Sprecherin des Fahrgastbeirates in ihrem Amt bestätigt, Hermann Rabenstein als ihr Stellvertreter neu gewählt.
2017: Im Februar fordert der Fahrgastbeirat in einer weiteren Pressemitteilung die politischen Gremien der Stadt Kassel und alle am KasselPlus-Gebiet beteiligten Kommunen auf, den ÖPNV finanziell besser auszustatten. Die Mitglieder betonen die besondere Bedeutung öffentlichen Nahverkehrs für die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger. Mobilität sei ein wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens. Zudem leiste der ÖPNV einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz und zur Reduzierung von Abgasen.
2018: Aus beruflichen Gründen scheidet im Juni Hanna Zimmermann aus dem Amt der Sprecherin aus. Aus demselben Grund hatte sich ihr Stellvertreter Hermann Rabenstein bereits zurückgezogen. Der Fahrgastbeirat wählt als neues Sprecherduo Wolfgang Schmidt und Silke Gerke, die diese Positionen bis heute bekleiden.
Im Oktober treffen sich erstmals zwei Arbeitsgruppen, die aus Mitgliedern des Fahrgastbeirates bestehen. Die AG „Aufenthaltsqualität“ beschäftigt sich seitdem mit
Themen wie die Gestaltung von Haltestellen sowie den Innenräumen von Bussen und Bahnen. Die AG „Fahrgastinformationen“ thematisiert die Information der Fahrgäste über Änderungen im Fahrplanangebot oder die Beschilderung/Beschriftung von ÖPNV-Fahrzeugen etwa bei Sonderverkehren. Die im März 2018 umgesetzte Liniennetzreform steht im November auf der Agenda einer Sondersitzung.
2020: Im Februar findet die vorerst letzte Präsenzsitzung des Fahrgastbeirates statt. Aufgrund des Corona-Infektionsrisikos werden die Sitzungen bis September 2022 online organisiert.
2022: Im Februar wird das bisherige Sprecherduo Wolfgang Schmidt und Silke Gerke wiedergewählt.
Die KVG steht vor der Bestellung der ersten 22 von bis zu 40 neuen Straßenbahnen. Im Mai treffen sich Mitglieder des Beirates mit Vertretern der KVG, um zu besprechen, welche besonderen Wünsche und Belange der Fahrgäste die KVG bei den neuen Fahrzeugen berücksichtigen sollte.
2023: Die neuen Straßenbahnen sind auch der Schwerpunkt einer Sondersitzung des Fahrgastbeirates im November. Dabei stellt die KVG ihre bisherigen Vorschläge für das Innendesign der Bahnen vor, die Gremiumsmitglieder geben weitere Anregungen ab.
2024: Der Fahrgastbeirat der KVG feiert sein „10-Jähriges“ im KVG-Betriebshof Sandershäuser Straße. Thematischer Schwerpunkt sind die vollelektrischen Busse der KVG.